Trotz deutlicher Fortschritte herrscht Nachholbedarf

Forsa-Umfrage beschäftigt sich mit der Ausstattung von Büroarbeitsplätzen

Wie gut ist die Ausstattung der deutschen Büros? Welche Früchte haben die Bemühungen öffentlicher und privater Initiativen zur gesunden Arbeitsplatzgestaltung getragen? Zur Beantwortung dieser Fragen beauftragte der bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel, Wiesbaden, im Mai dieses Jahres das Meinungsforschungsinstitut Forsa mit einer repräsentativen Befragung von Beschäftigten im Bürobereich. Die Ergebnisse von 1.006 Interviews liegen jetzt vor.

Bewegung und Lärm

Im Fokus der Untersuchung standen die Themenfelder Bewegung und Lärm. Bewegungsmangel gilt Arbeitsmedizinern längst als größte Gefahr der Büroarbeit. Seine Auswirkungen reichen von Muskel-Skelett-Erkrankungen über Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zu einem erhöhten Diabetesrisiko. Als probate Gegenmaßnahmen gelten viel Bewegung während des Sitzens und regelmäßige Unterbrechungen durch Gehen und Arbeiten im Stehen. Doch nicht nur Mediziner schlagen Alarm. Im vergangenen Jahr konnten Psychologen der Stanford University of California nachweisen, dass Bewegungsmangel ein wahrer Ideenkiller ist. Das dürfte auch für den zweiten Gegenstand der Forsa-Umfrage gelten. Bei Fragen nach den größten Störquellen bei der Büroarbeit stehen mangelnde Konzentrationsmöglichkeiten aufgrund eines hohen Geräuschpegels und Ablenkungen durch Kollegen fast immer ganz oben auf der Liste der Nennungen.

Nachholbedarf in beiden Bereichen

In beiden Befragungsbereichen offenbart die Umfrage im Auftrag des bso Nachholbedarf: Ein Drittel aller Beschäftigten im Bürobereich hat weder einen geeigneten Bürostuhl noch einen Schreibtisch der gute Voraussetzungen für gelegentliches Arbeiten im Stehen bietet. Jeder fünfte Beschäftigte fühlt sich häufig durch Lärm belästigt. Bei Arbeitnehmern, die in einem Gruppenbüro oder Großraumbüro arbeiten, steigt der Anteil der Belästigten sogar auf 32 Prozent. Acht Prozent aller Beschäftigten können im Hinblick auf Stress und Bewegungsmangel als hochgefährdet gelten. Sie plagen sich sowohl mit Lärm als auch mit veralteten Möbeln. Es gibt aber auch gute Nachrichten. So hat sich die Zahl der Sitz-Steh-Arbeitstische in den vergangenen vier bis fünf Jahren verdoppelt. Aktuell kann jeder vierte Arbeitnehmer an einem Tisch arbeiten, dessen Arbeitsfläche sich per Knopfdruck von einer Höhe für das Arbeiten im Sitzen auf Stehhöhe verstellen lässt. Weil bei dieser Art von Schreibtischen mit der Tischfläche auch Bildschirm, Tastatur und alle anderen Unterlagen in die Höhe fahren, werden sie während des Arbeitsalltags deutlich intensiver für die Arbeit im Stehen genutzt als Schreibpulte und andere nicht verstellbare Alternativen.

Bei den Bürodrehstühlen liegt der Anteil der Produkte, die durch einen beweglichen Sitz und eine bewegliche Rückenlehne sogenanntes „dynamisches Sitzen“ zulassen, derzeit bei 59 Prozent. Obwohl somit mehr Büros mit guten Sitzmöbeln ausgestattet sind als mit Tischen für Sitz-Steh-Arbeit, sieht man beim Branchenverband der deutschen Büroeinrichter gerade diese Zahl besonders kritisch. Sie weist nämlich darauf hin, dass die Zahl der Büros, die mit bewegungsförderlichen Sitzmöbeln ausgestattet sind, in den letzten Jahren nur wenig gestiegen ist. „Während die Ausstattung in einem Teil der Büros mit der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung Schritt halten und sich so immer weiter verbessern, tut sich in anderen Unternehmen seit Jahren praktisch nichts“, heißt es dazu im bso. In Wiesbaden geht man daher davon aus, dass es noch einiger Anstrengungen bedarf, bis deutsche Büros wirklich gesundheitsförderlich ausgestattet sind.

Quelle: Teil 1 der bso-Studie

> Zur gesamten bso-Studie