Während sich Blau im Laufe der Geschichte seinen bedeutenden Platz hart erarbeiten musste, erging es der Farbe Rot ganz anders. Von Anbeginn ist es eine Farbe, die gesehen werden möchte, die sich förmlich aufdrängt. Vielleicht weil sie in der Natur nicht so häufig anzutreffen ist? Starke Gefühle wie Leidenschaft, Mut und auch Aggression werden mit ihr assoziiert. Aktiv, erregend, stimulierend und lebhaft sind Beschreibungen, die ihr oft zugewiesen werden. Während Blau für Stille, Tiefe und Intellekt steht, ist Rot extrovertiert und spricht die Gefühlsebene an. So „sehen wir rot“ oder „uns steigt die Zornesröte“ ins Gesicht.
Nehmen Sie sich vor Rot in Acht!
Manche Sprachen setzten sie gar gleich mit dem Begriff „schön“. So heißt „rot“ im Russischen „krasnoij“, was früher gleichbedeutend mit „schön“ war. Der „Rote Platz“ in Moskau ist eigentlich der „Schöne Platz“. Heute hat sich diese Bedeutung verloren. Im spanischen bedeutet „colorado“ sowohl „farbig“ als auch „rot“. Aber gemeinsam ist fast allen Kulturen, dass Rot mit Blut und Feuer in Verbindung gebracht wird. Im Hebräischen beispielsweise haben Blut und Rot den gleichen etymologischen Ursprung.
Die Grundfarben der Antike waren Weiß, Schwarz und Rot. Während Weiß eher für die Abwesenheit von Farbe stand, symbolisierte schwarz tendenziell alle Formen von Schmutz. So blieb Rot als die eigentliche Farbe. Schon in der prähistorischen Höhlenmalerei war Rot präsent. Die Höhle von Chauvet im Süden Frankreichs ist ein faszinierendes Beispiel. Manche der bis zu 35.000 Jahre alten Tiergemälde strahlen an der Höhlenwand in einem starken Rotton. Hergestellt wurden die Farben unter Zuhilfenahme von Gesteinen, Erzen, Holzkohle, Naturocker oder Lehm. Eisenoxide färben die Gesteine rot, so dass die Chemie dieser Farbe schon sehr früh bekannt war. Das half bei ihrem Aufstieg.
Die Antike hat bereits Rot als Farbe der Macht inszeniert. Der Kriegsgott Mars wurde mit ihr verknüpft. Erst mit dem Christentum erhält sie aber die Dualität, die sie vor allen anderen Farben charakterisiert. So steht sie einerseits für die Hölle, den Satan, die Sünden. Gleichzeitig symbolisiert sie aber auch das Blut Christi, steht für Liebe, Passion und Martyrium. Auch der Heilige Geist wird vielfach als Flamme dargestellt.
Das Mittelalter kennt diese Dualität auch auf dem Gebiet der Sexualität. Prostituierte mussten sich in vielen Städten in den sogenannten Schandfarben kenntlich machen. Meist verwendet war Rot (auch Grün und Gelb kamen allerdings in Frage). Gleichzeitig stand Rot für die christliche Liebe. Maria Magdalena oder Johannes der Täufer waren auf mittelalterlichen Gemälden oft in roten Gewändern gekleidet dargestellt.
Grundsätzlich aber war Rot die Farbe der Macht. Insbesondere das reine, leuchtende Rot. Kardinäle und Päpste kleideten sich in Rot, die Kaiser von Byzanz in Purpur, das sich aus getrockneten weiblichen Schildläusen gewinnen ließ.
Die Reformation schließlich drängt Rot in den Hintergrund. Jetzt steht die Farbe für die Katholische Kirche und insbesondere das Papsttum, das es zu bekämpfen gilt.
Eine komplette Umdeutung erhält die Farbe der Macht im Laufe der Französischen Revolution. Die Jakobiner machten die rote Mütze zu ihrem Erkennungszeichen. Die rote Flagge wurde zum Sinnbild der Märtyrer der Revolution und später zum Symbol der der unterdrückten Völker und Arbeiter. Die kommunistischen Bewegungen und Länder wählten sie in Anlehnung an dieses Martyrium zu ihrer Farbe. So war die sowjetische Fahne rot. Die chinesische ist es noch heute, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Die synthetische Farbherstellung im 19. Jahrhundert machte die bis dahin vorherrschenden zahlreichen und aufwendigen Arbeitsschritte zur Farbherstellung überflüssig. Heutzutage hat Rot in unseren Breitengraden bei Alltagsgegenständen an Bedeutung eingebüßt. Rote Drucker, Computer oder Möbel sucht man eher vergebens. Allerdings hat sie ihre Warn- und Symbolfunktion keineswegs eingebüßt. Das Stoppschild, die rote Ampel, Feuerlöscher oder der Alarmknopf sind allseits präsent. Vor dieser Farbe darf man sich ruhig in Acht nehmen!
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