„Hoch auf dem gelben Wagen“ ist ein beliebtes deutsches Volkslied aus dem 19. Jahrhundert. Mit seiner Interpretation dieses Gassenhauers schaffte es Anfang 1974 Außenminister Walter Scheel sogar auf Platz 4 der deutschen Musikcharts. Und das damals noch für einen guten Zweck. Der „gelbe Wagen“ ist eine Postkutsche, das Lied eine sentimentale Reminiszenz an die Ära der Postkutsche, als diese durch die Eisenbahn abgelöst wurde. Die Ursprünge der deutschen Post liegen im 16. Jahrhundert. Kaiser Maximilian I. hat die Adelsfamilie der Taxis betraut, seine Post zu befördern. Die Postillione trugen gelbe Uniformen mit schwarzen Aufschlägen. Die Farben des Reichs. 1946 beschloss der alliierte Kontrollrat, die Farbe Gelb für die gesamte Post einzuführen. Und so ist sie heute noch gelb. Und das nicht nur in Deutschland. In der Schweiz genießt der gelbe Postbus regelrecht Kultstatus.
Hoch auf dem gelben Wagen – Die Farbe Gelb
Gelb hat unbestritten eine starke Signalwirkung und damit auch eine starke Warnfunktion. Nicht umsonst sind viele Hinweisschilder auf Gefahr- oder Giftstoffe mit gelbem Grund hinterlegt. Das Atomsymbol ist das wohl bekannteste dieser Art. Gelb ist die hellste und lichteste Farbe. Und wer kennt sie nicht, die gelbe Karte im Fußball. Nur die rote Karte ist noch stärker in ihrer Signalwirkung und ihrer Konsequenz.
Gelb wirkt strahlend und warm, genau positioniert zwischen den kalten und warmen Farben. In der Höhle von Lascaux in Frankreich findet sich auch Gelb auf den teils bis zu 17000 Jahren alten Wandmalereien. Die Farbe wurde mittels Eisenoxidpigmenten gewonnen. Gelb hat in unserem Kulturkreis einen ambivalenten Status. In der Antike symbolisiert es die Götter Helios und Apoll, später den Gott Sol. Bei den Germanen wurde die Göttin Freya, Göttin des Wachstums, mit Gelb assoziiert. In der Antike galt Safrangelb als Farbe der Liebe und später auch der Wollust. Die römische Liebesgöttin Venus wurde oft im gelben Gewand dargestellt. Erst im Laufe des Mittelalters erhielt die Farbe eine negative Umdeutung. Gelb wurde die Farbe der Dirnen.
In Asien steht Gelb für Glückseligkeit, Ruhm und Weisheit. In China ist sie die Symbolfarbe der Mitte und der Macht, ähnlich wie Purpur im Westen. Der Safrankrokus war der Rohstoff für die gelben Gewänder der Kaiser. Gelb bedeutet in diesen Ländern immer etwas Gutes. Man könnte meinen, dass Chinas gelber Fluss, benannt nach den fruchtbaren Lösssedimenten, die er mit sich trägt, nicht zufällig auch durch die alte Kaiserstadt Xi‘an fließt.
In Europa ist die Farbe deutlich negativer besetzt. Eifersucht, Ärger, Geiz und Neid werden oft mit Gelb in Verbindung gebracht. Es ist schwierig zu sagen, woran das liegt. Gelb wirkt auf grauen und rauen Oberflächen blass, verschmutzt und verunreinigt schnell. Außerdem könnte es an der Konkurrenz zu Gold liegen, das die positiven Assoziationen von Gelb absorbiert hat. Die Sonne, das Licht, die Hitze, Gold ist die Farbe, die leuchtet. Gelb, um diesen Teil beraubt, wird eine matte und blasse Farbe, die an Herbst, Niedergang und Krankheit erinnert. Im Mittelalter wurden vielerorts Prostituierte, Ketzer oder Juden zum Tragen gelber Kleidung gezwungen. Im Englischen bedeutet das Wort yellow (= gelb) auch „feige“. Im Französischen gibt es ein „rire jaune“, was ein verrücktes, irres Lachen bezeichnet. Der Ursprung dieser Wendung könnte im Safran liegen, der als Gift ein unkontrollierbares Lachen hervorrufen kann.
In unseren Zeiten erlebt Gelb ein zartes Comeback. Aber auch hier trifft es auf einen hartnäckigen Rivalen. Die Farbe Orange. Sie symbolisiert besser als Gelb Freude, Vitalität, Energie. Aber zum Glück gibt es den Sport. Der Führende der Tour de France fährt im gelben Trikot. Und der Ausdruck „gelbes Trikot“ hat es in Frankreich und in anderen Ländern zu einem geflügelten Wort und zu einer allgemeinen Bezeichnung für einen Champion gebracht. Wer weiß, vielleicht halt Gelb die große Zukunft noch vor sich.
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