Eine schlechte Raumakustik macht vielen Mitarbeitern zu schaffen. Wie kann man die Büroräume optimieren?
„Lärm ist das Geräusch der anderen“: Dieser Einschätzung von Kurt Tucholsky werden viele Mitarbeiter vor allem in Großraumbüros zustimmen. Schon die Herkunft des Wortes „Lärm“ erklärt, dass ein unangenehmer Geräuschpegel stressfördernd sein kann: Es leitet sich von „Alarm“ ab, das wiederum auf das Italienische „all’arme“ zurückgeht („Zu den Waffen“). Schon kleine akustische Stimulationen reichen aus, um den Organismus in „Alarmzustand“ zu versetzen, was zu erhöhtem Blutdruck und schließlich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Eine gute Raumakustik fördert also nicht nur die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter, sondern hat auch positive Auswirkungen auf deren Gesundheit.
Die Akustik ist die Lehre vom Schall und seiner Ausbreitung; Schall bezeichnet mechanische Schwingungen im hörbaren Frequenzbereich. Gelangen diese Schwingungen an unser Ohr, extrahiert das Gehör die relevanten Informationen und das Gehirn übersetzt die auditorischen Signale zu einem Höreindruck. Die Psychoakustik befasst sich mit der Frage, wie physikalische Signale zu einem Höreindruck verarbeitet werden, der von Mensch zu Mensch deutlich unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Dieses Thema ist besonders auch für Unternehmen bedeutsam, die offene Bürostrukturen ohne feste Wände, dafür aber mit zahlreichen Kommunikationszonen haben. Hinzu kommt, dass die Arbeitsplätze in vielen Großraumbüros immer enger zusammengerückt sind, was ebenfalls eine Herausforderung für die akustische Optimierung der Räume ist.
Der bedeutsamste Aspekt für eine gute Hörsamkeit im Büro ist die sogenannte Nachhallzeit (Zeit, die ein Schallereignis benötigt, um unhörbar zu werden). Wenn diese Nachhallzeit in einem Raum nicht angemessen ist, bringen die Verbesserungen anderer akustischer Parameter nichts. Ein weiterer solcher Parameter ist die Sprachverständlichkeit: Eine schlechte Sprachverständlichkeit – zum Beispiel wegen eines zu hohen Grundgeräuschpegels – dürfte von den meisten Mitarbeitern als störend empfunden werden. Aber man kann auch zu viel des Guten tun: Wer einen Raum „überdämpft“, bekommt eine zu hohe Sprachverständlichkeit, sodass alle jedes Wort im Raum verstehen können.
Normen
Während in der Bauakustik die DIN-Norm 4109 die Mindestanforderungen für den Schallschutz und gleichzeitig Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz formuliert, ist in der Raumakustik die DIN-Norm 18041 („Hörsamkeit in Räumen – Vorgaben und Hinweise zur Planung“) die allgemein anerkannte Regel. Sie wurde zuletzt im Jahr 2004 überarbeitet und soll noch 2015 in einer aktualisierten Fassung veröffentlicht werden. Sie sollte die Grundlage für raumakustische Planungen sein und legt aus, wann sich ein Raum für eine bestimmte Schalldarbietung, insbesondere sprachliche Kommunikation und musikalische Darbietung, eignet. Andere gesetzliche Grundlagen oder berufsgenossenschaftliche Regelungen geben lediglich an, welcher Schalldruck maximal in Büroräumen herrschen darf. Die Arbeitsstättenverordnung aus dem Jahr 1975 schreibt beispielsweise bei überwiegend mechanisierten Bürotätigkeiten einen Schalldruck von maximal 55 dB (A) vor.
Eine weitere wichtige Norm stellt die VDI 2569 („Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro“) dar, die bereits 1990 weitaus geringere Hintergrundgeräuschpegel als die Arbeitsstättenrichtlinie empfohlen hat. Sie unterscheidet nach Bürotyp und Tätigkeitsbereich. Für Mehrpersonenbüros und Arbeiten mit hoher Konzentration werden Werte zwischen 30 dB (A) und 45 dB (A) genannt. Mit der DIN EN ISO 3382-3 wurde erstmals ein genormtes Prüfverfahren entwickelt, mit dessen Hilfe Prüflaboratorien und Ingenieurbüros die raumakustischen Parameter eines Großraumbüros ermitteln.
Wie Büroräume akustisch optimiert werden können, lässt sich naturgemäß nur im konkreten Einzelfall beantworten und hängt von der Beschaffenheit des Raums ab. Entscheidend ist, dass akustische Aspekte von Beginn an in die Planung von Büroräumen einbezogen werden. Die erste und wichtigste Frage muss lauten: Welche akustische Herausforderung stellt der Raum dar? Ist die Nachhallzeit beispielsweise zu lang (z.B. weil viele „schallharte“ Materialien wie Glas, Beton und Stahl verbaut wurden), dann benötigt der Raum Absorptionsflächen wie etwa Teppichböden oder breitbandige Absorber an der Decke. Abhilfe schaffen können auch besondere Büromöbel (z.B. schallabsorbierende Schrankfronten) oder Abschirmungen mit schallabsorbierenden Materialien.
Bei der optimalen Planung können Akustiker helfen, die spezielle Akustikprogramme einsetzen. Aber auch Büromöbelfachhändler verfügen über Planungsprogramme, mit denen die Nachhallzeit errechnet wird und die dabei relevante Parameter wie Raumvolumen, Flächendaten und Absorptionsgrade berücksichtigen.